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Paul Buschnegg & Verifiziert
Diesen Sommer dürft ihr euch beim Popfest Wien erstmal auf ein Open-Air-Kino am Karlsplatz freuen – kuratiert von den beiden Musiker:innen Verifiziert und Paul Buschnegg (Pauls Jets). Im Gespräch erzählen sie, was für sie einen guten Film ausmacht, warum Wien auf der Leinwand manchmal mehr über die Stadt verrät als im Alltag – und welche Streifen man besser nicht allein mit Kater schaut. Von Lieblingsdokus über Indie-Geheimtipps bis hin zu persönlichen Kino-Ritualen: Ihre Auswahl ist so facettegnreich wie das Popfest selbst.
Was macht für euch einen interessanten Film aus?
Paul: Ich glaub, ein interessanter Film überrascht einen irgendwo. Nicht unbedingt mit einem Twist oder so, sondern eher mit einer Haltung oder einem Blick auf die Welt, den man so noch nicht gesehen hat.
Verifiziert: Für mich ist es oft der Tonfall – wenn ein Film eine eigene Stimmung schafft, die mich für ein paar Stunden komplett woanders hinträgt. Und wenn er mich danach noch länger beschäftigt.
Wien als Ort spielt in vielen Filmen eine tragende Rolle – habt ihr einen Lieblingsfilm im VOD CLUB, bei dem ihr das Gefühl habt: Hier wird „euer Wien“ dargestellt.
Paul: Ich finde FAVORITEN von Ruth Beckermann ist super. Das Wien im Film ist zwar nicht “mein” Wien, aber irgendwie unser aller Wien. Ein universalistischer, tief humanistischer Film, der so viel mehr trägt, als man in 118 Minuten vermuten könnte.
Verifiziert: SONNE von Kurdwin Ayub fühlt sich an wie unser Wien. Man erkennt so viel wieder – die Art, wie Freundschaften und Familien nebeneinander herlaufen, die Musik, das Nächtelang-Draußensein, die Probleme, die Impulsivität. Der Film fängt dieses leicht orientierungslose Gefühl vom Erwachsenwerden in Wien extrem gut ein.
Gibt es einen Film im KINO VOD CLUB, den ihr mit einem besonderen Soundtrack verbindet?
Paul: Das wäre WENN DU ANGST HAST NIMMST DU DEIN HERZ IN DEN MUND UND LÄCHELST von der österreichischen Regisseurin Marie Luise Lehner. Er kommt erst im Herbst ins Kino und bestimmt auch auf VOD, aber ich habe ihn schon sehen können. Erinnert mich in seiner Mischung aus Magie und Realismus an Filme von Aki Kaurismäki. Und der Soundtrack ist der absolute Wahnsinn.
Welchen Film empfehlt ihr für den Kater nach dem Popfest?
Paul: Dafür empfehle ich den Film REVANCHE von Götz Spielmann. Der holt einen zurück auf den Boden. Ein guter Film für zuhaus im Bett. Alleine würde ich ihn aber nicht schauen.
Verifiziert: Ich empfehle LITTLE JOE von Jessica Hausner. Der ist so kühl und minimalistisch, dass er fast meditativ wirkt – perfekt, wenn der Kopf brummt und man langsam wieder runterkommen will.
Auch die Indiekultur spielt eine große Rolle beim Popfest. Welchen österreichischen Indiefilm könnt ihr besonders empfehlen?
Paul: Klare Sache, das ist ANIMAL von Sofia Exarchou. Der Film spielt in einem heruntergekommenen griechischen Ferienressort. Eine wirklich schöne Parabel aufs Leben, älter werden, Lost sein. Sehr berührend spielt auch David Öllerer (Voodoo Jürgens) in einer Rolle als schüchterner Liebhaber.
Verifiziert: L´ANIMALE von Katharina Mückstein. Eine Coming-of-Age-Geschichte, die super roh und ehrlich ist, mit Figuren, die sich selbst noch suchen.
Welche Doku aus dem VOD CLUB könnte unseren Usern neue Sichtweisen eröffnen – auf Kunst, Gesellschaft oder Musik?
Paul: GROSSE FREIHEIT von Sebastian Meise. Im repressiven Nachkriegsdeutschland lernen sich zwei homosexuelle Männer im Gefängnis kennen und verlieben sich. In Deutschland stand Homosexualität ja auch nach dem zweiten Weltkrieg lange unter Strafe. So gesehen ist die Welt draußen für die beiden also auch Gefängnis. Aber das ist gar keine Doku, upsi!
Verifiziert: FAVORITEN von Ruth Beckermann ist für mich eine dieser Dokus, die ganz leise Türen aufmacht. Wie sie das Wien der Migrant:innen porträtiert, ist so respektvoll und neugierig, dass man danach anders auf die eigene Stadt schaut.
Habt ihr einen liebsten Kurzfilm, den ihr uns nicht vorenthalten wollt?
Paul: Ich gehe mit DURCH DIE NACHT MIT von Tim Oppermann und Julia Baschiera. Ich bin aber vorbelastet, weil ein Song von mir vorkommt (Blizzard). Ich habe ihn extra für den Film geschrieben, auf Anfrage von Oppermann. Später wurde das Lied dann sogar ein kleiner Hit. Ich muss dem Film dankbar sein 😉
Verifiziert: Da geh ich mit! 🙂 Und FISCHE von Raphaela Schmid. Der ist so unaufgeregt, traurig und gleichzeitig zärtlich, dass man danach gar nicht weiß, wohin mit sich.
Ein unterschätztes Highlight aus dem KINO VOD CLUB?
Paul: Wieder ANIMAL von Sofia Exarchou.
Verifiziert: SONNE von Kurdwin Ayub.
Was war der letzte Film, den ihr im Kino gesehen habt?
Paul: Das war DER MEISTER UND MARGARITA von Michael Lockshin. Verrückte Buchverfilmung über Kunst unter repressiver Politik. Umso interessanter ist, dass der Film aus Russland kommt.
Verifiziert: ISLE OF DOGS von Wes Anderson (zum 2. Mal, weil ich den so liebe).
Dein persönlicher Tipp fürs Kino: Wo sitzt du am liebsten, was brauchst du davor oder danach?
Paul: Ich mag´s, wenn es nicht so ruhig ist und man auch Popcorn essen darf. Wenn viel los ist, ist es auch cool, gerade bei Premieren, aber eigentlich mag ichs wenn fast niemand im Saal ist noch mehr!
Verifiziert: Ich brauch Popcorn, eine Cola light und eine bequeme Hose, im besten Fall geht man in Jogger ins Kino!